Die Eberswalder Waldkunde im Spiegel ihrer Entwicklung und Ergebnisse bis 1991
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- In den von Anfang an standörtlich orientierten Eberswalder Forstwissenschaften erfolgte die Etablierung waldsystembezogener Forschung erst relativ spät nach dem 2. Weltkrieg. Im mitteleuropäischen Maßstab des Forstwesens betrachtet ist der Zeitpunkt jedoch als früh und pionierhaft zu werten. (Seite 1)
- Das Eberswalder forstliche Versuchswesen wird 1946 durch eine waldkundliche Forschungsabteilung erweitert, die 1952 in das neu gebildete Institut für Forstwissenschaften Eberswalde der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften (DAL) eingegliedert wurde. (Seite 2)
- In Eberswalde entsteht 1951 im Rahmen der Fakultät für Forstwirtschaft der Humboldt-Universität zu Berlin für die forstliche Lehre und Forschung das Institut für Waldkunde mit neuem, erweitertem Aufgabenprofil unter Leitung von Alexis SCAMONI. (Seite 3)
- Die waldkundliche Forschung knüpft an die waldgeschichtlichen Untersuchungen von HESMER an und erarbeitet mit erweiterten modernen Methoden einen flächendeckenden Überblick über die nacheiszeitliche Waldentwicklung im nordostdeutschen Tiefland.
(Seite 4)
- Der wissenschaftliche Nachwuchs schafft, tatkräftig unterstützt von den Wissenschaftsleitern und der Verwaltung, eine neue Qualität der Gemeinschaftsarbeit und des kreativen Gedankenaustausches. (Seite 5)
- Im Eberswalder forstlichen Versuchswesen entwickeln sich erste interdisziplinäre Gemeinschaftsarbeiten, die sich in der Folgezeit immer weiter ausbreiteten und weitere Fachgebiete einschlossen. (Seite 5)
- Eine Pionierarbeit zur Landschaftsökologie und Naturraumerkundung wurde mit der Gemeinschaftsarbeit zur Kartierung des Meßtischblattes Thurow in Südmecklenburg geleistet. (Seite 6)
- Die Waldkundeforschung im Eberswalder forstlichen Versuchswesen intensivierte die Analyse und Interpretation der vielfältigen Erscheinungsformen der Vegetation des Waldes über Typisierung und sucht nach den ökologischen Elementareinheiten des Waldes.
(Seite 7)
- Im Dauerwaldrevier Bärenthoren erfolgte Anfang der 60er Jahre eine komplexe ertragskundlich-waldkundliche Bearbeitung, die Grunderkenntnisse über die "natürliche" Kiefernverjüngung lieferte. (Seite 8)
- Die intensive Landesaufnahme der Wald- und Forstvegetation zeigte die theoretischen Schwächen der bisher üblichen Vegetationsaufnahme nach den Prinzipien von BRAUN-BLANQUET auf und führte zur "Eberswalder Schule" der Vegetationskunde. (Seite 9)
- Die Eberwalder Waldkunde leistet einen gewichtigen Beitrag zum Naturschutz und zum Aufbau des Systems der Naturschutzgebiete in der DDR. (Seite 13)
- Mit der forstlichen Standortserkundung in der DDR entsteht eine enge Zusammenarbeit. (Seite 14)
- Die Arbeit des Ökologischen Forschungslabors der Abteilung für forstliche Vegetationskunde am IFE war grundlegend für den waldkundlichen Erkenntnisgewinn. (Seite 15)
- Eine Pilotstudie zur chorischen Waldökologie dient der Aufdeckung von Grundbeziehungen zwischen Wald und Umwelt auf engstem Raum und erbringt erste Modellierungen der Ökosystembeziehungen in und zwischen verschiedenen Waldtypen. (Seite 17)
- Verschiedene Fachabteilungen und Fakultätsinstitute in den Eberswalder Forstwissenschaften greifen waldkundliche Forschungsprobleme auf:
- Das in Eberswalde herausgegebene "Archiv für Forstwesen" setzt die lange Reihe der Eberswalder forstlichen Publikationsorgane fort und leistet für die Verbreitung neuer waldkundlicher Forschungsergebnisse in Wissenschaft und Praxis einen essentiellen Beitrag.( Seite 25)
- Die Eberswalder Waldkunde wird zur methodisch prägenden Institution der Erfassung und Kartierung natürlicher Waldpotentiale durch Pionierkartierungen der natürlichen Vegetation auf dem Gebiet der DDR. (Seite 26)
- Mit der Konzentration der forstlichen akademischen Lehre in Tharandt 1963 erfolgte die Schließung der Forstwirtschaftlichen Fakultät Eberswalde der Humboldt Universität zu Berlin. Fast der gesamte Personalbestand und alle Räumlichkeiten mit Inventar der Eberswalder Fakultät wurden durch das IFE übernommen. Das war eine bedeutende Stärkung des Eberswalder forstlichen Versuchswesens, von der auch die waldkundliche Forschung profitierte. (Seite 29)
- Im Eberswalder forstlichen Versuchswesen beginnt ein neuer Abschnitt der interdisziplinären Waldforschung zwischen Forstlicher Ertragskunde und Forstlicher Vegetationskunde. (Seite 29)
- Die Erforschung des Wasserhaushaltes von Waldbeständen erreicht eine neue Qualität und schafft einmalige Versuchsflächen für Langzeitstudien zum Problem Wald-Wasser sowie zu wasserwirtschaftlichen Leistungen der Wälder. (Seite 30)
- Arbeiten zur Gestaltung von Erholungswäldern werden zur neuen Aufgabe, Möglichkeiten zur Verbesserung der Umweltbildung im Eberswalde-Berliner Umland werden geschaffen. (Seite 30)
- Bei der Umgestaltung der Landschaft im Zuge der Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion leistete die Eberswalder Waldkunde einen wichtigen naturschutzfachlichen Beitrag zur Flurneugestaltung. (Seite 31)
- Ein großangelegter forstlicher Nährstoffmangelversuch beweist die überragende Rolle des Stickstoffs für die Artenzusammensetzung und Vitalität der Vegetation in Wäldern und wird Ausgangspunkt für ein forstliches Biomonitoring zum Nachweis von Veränderungen in der Ökologie der Wälder. Im Zuge dieser Forschungen konnte als Beginn der flächendeckenden Beeinflussung von Wäldern durch luftgetragene Fremdstoffe das Jahr 1970 ermittelt werden. (Seite 31)
- Die Kooperation zwischen Forstlicher Vegetationskunde und Düngungsforschung des IFE erbrachte Kenntnisse über Ernährungszustand und Wurzeltracht in den verbreiteten Kiefernforsttypen und markierte in Kiefernbeständen den Schwellenwert für den Übergang des Stickstoffs vom Nährstoff zum Schadstoff. (Seite 35)
- Um 1970 hatte die waldkundliche Forschung in Eberswalde gemeinsam und in enger Abstimmung mit der Standortserkundung für das Gebiet der DDR ein neues, ökologisch fundiertes Bild der Waldvegetation in der Beziehung zur Waldgeschichte, zur Waldgeographie, zum Standort, zum Klima, zum Waldwachstum, zur Landeskultur, zum Naturschutz und zur forstlichen Bewirtschaftung der Waldbestände gezeichnet. (Seite 36)
- In einem mehrjährigen Gemeinschaftsprojekt zwischen Forstlicher Ertragskunde, Forstlicher Vegetationskunde und Forstlicher Standortserkundung des VEB Forstprojektierung Potsdam, Betriebsteil Weimar wurde ab 1968 ein über 300 Probeflächen umfassendes Forschungsnetz in mitteldeutschen Buchenwäldern angelegt, interdisziplinär aufgenommen und ausgewertet. Im Ergebnis wurden neue Vorschläge zur Bewirtschaftung des Buchenwaldes sowie Modelle zum Waldwachstum verschiedener Buchenwaldtypen und zum Zeigerwert der Vegetation für wichtige Bodenparameter erbracht. Das Projekt lieferte wichtige Grundlagen für die später entwickelte Buchenertragstafel Eberswalde 1986, die das erste Wachstums- und Vorratsmodell des Buchenwaldes ist, das auf breiter standortsökologischer Grundlage basiert. (Seite 37)
- Alexis SCAMONI schafft mit der monographischen Bearbeitung der Wälder um Chorin Grundlagen für die Erschließung und Pflege von Natur- und Landschaftsschutzgebieten. (Seite 40)
- Vegetationskundliches Erfahrungswissen findet Eingang in neue Verfahren der Walderneuerung. Es werden praktisch verwertbare Erkenntnisse zur Kahlschlagvegetation in ihrer Wirkung auf den Kulturerfolg erarbeitet und ein Katalog von forstlichen "Schadkräutern" im Revier und in der Forstbaumschule vorgelegt. (Seite 41)
- Mit dem Bau von Großlysimetern auf der Versuchsstation Britz bei Eberswalde beginnt auf Initiative von Rudolf LÜTZKE ein neuer Abschnitt der Eberswalder forsthydrologischen Forschung zur Langzeituntersuchung des Wasserhaushaltes von Waldbeständen.
(Seite 41)
- Das Forschungsprofil der Forstlichen Vegetationskunde wird ab 1970 auf die Waldökosystemforschung ausgerichtet. (Seite 43)
- 1974 wird die Abteilung Angewandte Gehölzforschung gegründet, die sich mit forstlichen Alternativbaumarten beschäftigt und darauf ausgerichtet ist, die positiven Schutzwirkungen des Waldes (Schutz vor Wind- und Wassererosion des Bodens und Verbesserung des Mikroklimas) auf die durch "Flurbereinigung" entstandenen landwirtschaftlichen Großflächen zu bringen. (Seite 43)
- Es werden durch Dieter HEINSDORF rationelle Verfahren zur Rekultivierung von Braunkohlenkipppen in der Lausitz erarbeitet und mehrere Versuchsreihen mit Baumarten angelegt und diese auf ihre Eignung getestet. (Seite 44)
- Für die vorherrschenden Wälder des nordostdeutschen Tieflandes wird ein langjähriges interdisziplinäres Projekt zur Erforschung der ökofaktorenabhängigen Biomasseproduktion von Kiefern- und Buchenreinbeständen und von Kiefern-Buchen-Mischbeständen geplant und erfolgreich umgesetzt, bei dem Siegfried ANDERS die Leitung oblag und Dietrich KOPP wichtiger Kooperationspartner war. (Seite 44)
- Neue Erkenntnisse zu natürlichen Potentialen der Waldvegetation werden in einer neuen Karte der Natürlichen Vegetation im Atlas DDR veröffentlicht, deren Erstellung in einer Gemeinschaftsarbeit von Alexis SCAMONI geleitet wurde. (Seite 46)
- Die Eberswalder Waldkunde beteiligt sich als einzige deutsche forstliche Institution mit Alexis SCAMONI und Gerhard HOFMANN am Internationalen Gemeinschaftsprojekt der Erarbeitung der Karte der Natürlichen Vegetation Europas. (Seite 47)
- Forschungen von Gerhard HOFMANN zu oberirdischen Potentialen der Nettoprimärproduktion decken Produktivitätsreserven auf, bestimmen den Natürlichkeitsgrad des aktuellen Waldbestands in % der Abweichung der natürlichen von der aktuellen Baumartenzusammensetzung des gesamten Waldbestandes des Landes und quantifizieren den Ausnutzungsgrad von natürlichen Produktivkräften. (Seite 50)
- Die Eberswalder Forsthydrologie um Rudolf LÜTZKE erarbeitete innovative Projekte zur kommunalen Abwasserverwertung in Gehölzbeständen, beteiligte sich an deren praktischer Umsetzung und unterbreitete Vorschläge zur Lösung dringender landeskultureller Probleme. (Seite 51)
- Aufkommende "neuartige Waldschäden" setzen neue Forschungsschwerpunkte und führten zur Konzentration der ökologischen Arbeiten am IFE auf komplexe, interdisziplinäre Forschungen, bei denen Praxiswirksamkeit prioritär war. (Seite 52)
- Auf bisher erarbeiteten Erkenntnissen aufbauend, wurde 1984 in Eberswalde von Gerhard HOFMANN unter Mitwirkung von Dietrich KOPP und Heinz-Harald KRAUß die Konzeption zur Entwicklung einer landesweit flächendeckenden ökologischen Waldzustandskontrolle (ÖWK) entwickelt, welche periodische komplexe Inventuren des Zustandes von Boden, Vegetation, Vitalität- und Zuwachsverhalten von Waldbeständen auf gebietstypischen Monitoringflächen zum Ziel hatte, deren Auswahl auf standortsökologischer Grundlage in mittelalten Baumbeständen erfolgen sollte.(Seite 52)
- Der wissenschaftlichen Begleitung von Waldsanierungs-Maßnahmen im Thüringer Wald widmeten sich Dieter HEINSDORF und Paul HIPPELI ab 1984. (Seite 54)
- Ab 1984 haben Eberswalder Ökologen verstärkt Forstpraktiker vor Ort in Vorträgen über Probleme der Waldschädigungen sowie über ökologische Veränderungen in der Umwelt informiert. (Seite 54)
- Neben der Waldschadensforschung wurden auf hydroökologischem Gebiet durch Rudolf LÜTZKE und Karl-Hermann SIMON erste Modellierungen der Grundwasserneubildung unter Kiefernbeständen des ostdeutschen Tieflandes mit der Ausweisung von standortsspezifischen hydrologischen Kennwerten zum Abschluss geführt. (Seite 55)
- Die erneute Untersuchung und Kartierung des Dauerwaldreviers Bärenthoren wiesen die nach 30 Jahren stattgefundenen Veränderungen in der Vegetation aus. Es zeigte sich eine Erhöhung der Arten- und Strukturvielfalt im Revier unter Beteiligung von Fremdstoffeinträgen an diesem Prozess. Auf den Dauerwaldabteilungen waren Sukzessionen zu natürlichen Waldstrukturen noch immer nicht zu erkennen. (Seite 55)
- Aus der erfolgreichen Entwicklung erfolgte 1990 der Weg in die "Abwicklung". (Seite 56)
- Es erfolgten 1990 für Gerhard HOFMANN Berufungen in den Klimabeirat der Bundesregierung und den Sachverständigenkreis "Waldschadensforschung/Waldökosystemforschung" beim Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, ebenso in den Sachverständigenkreis Naturschutz beim Bundesumweltministerium sowie als Mitglied einer Kommission des Wissenschaftsrates zur Querschnittsbewertung der Umweltforschung in Deutschland.
(Seite 57)
- Am 31.12. 1991 beendete die Forschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft Eberswalde (bis 1990 Institut für Forstwissenschaften Eberswalde) und mit ihr der Forschungsbereich Ökologie die weit in die Waldzukunft geplante waldkundliche Forschungsarbeit durch politischen Beschluss im Zusammenhang mit der Herstellung der deutschen Einheit.
(Seite 57)
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